„Killer Signal Antenne“...
Killer Signal Antenne     von H.- Ingo W. Pallmann DL6IP  


veröffentlicht in der Juni-Ausgabe 2005 der CQ-DL

Vor hundert Jahren am 12. Dezember 1901 hatte Guglielmo Marconi im kanadischen Neufundland - 2000 Meilen oder rund 3200 Kilometer von Cornwall entfernt den ersten “transatlantischen Funkspruch”, den Buchstaben "S" (Success), vom englischen Cornwall über den Atlantik ausgesendet, aufgefangen. Als Empfangsantenne diente ein mit einem “Kluever Drachen” am Himmel verankerter 122m langer Draht.

Was vor hundert Jahren galt, gilt auch heute noch. Eine vertikal abstrahlende Antenne hat einen besonders flachen Abstrahlwinkel. - Ideal für DX-Verbindungen .

Im Bereich der oberen KW-Bänder sind Vertikalstrahler mit ¼ Wellenlänge gang und gebe. Aber wie soll man einen Lambda ¼ oder Lambda ½ Vertikalstrahler auf dem 80m oder gar 160m-Band realisieren?

„Drachen als Lufthaken für die Antenne“...
Drachen als Lufthaken für die Antenne

Die Lösung liegt auf der Hand. – Mit einem endgespeisten Langdraht von einem Drachen am Himmel möglichst senkrecht zum Boden geführt.

Für das 80m-Band wird demgemäß bei Lambda 1/4 eine Länge von 20,8m empfohlen. Dies ist durchaus machbar, erfordert jedoch das Einbringen eines sehr aufwendigen Erdnetzes beziehungsweise Gegengewichtes. Es stellt sich noch die Frage, welche Länge dieser Langdraht haben soll um zum einen dem Einsatz eines aufwendigen Erdnetzes auszuweichen und zum anderen um möglichst alle Kurzwellenbänder abzudecken.

Eine Alternative hierzu ist die Auswahl einer Lambda ½ Drahtlänge für die niedrigste Betriebsfrequenz. Ermittelt man nun für die mittleren Betriebsfrequenz des 80m-Bandes, die Lambda ½ - Länge eines endgespeisten Langdrahtes mit einem Querschnitt von 1,5mm², so erhält man eine Drahtlänge von 41,32m.

„Ideale Drahtlänge für alle KW-Bänder“...
Ideale Drahtlänge für alle KW-Bänder

Die nachfolgend beschriebene vertikale, endgespeiste Drahtantenne ist 41,32m lang (Lambda ½ bei 3,6MHz). Hier wird ein aufwendiges Gegengewicht nicht mehr benötigt, den ein Lambda ½ langer Draht hat im Bereich der Betriebsfrequenz und deren Vielfachen einen sehr hohen Widerstand. Ein Transformationsglied muß deshalb zwischen Antenne und Funkgerät geschaltet werden, um den Ausgangswiderstand des Transceivers von 50 Ohm an den hohen Eingangswiderstand des Antennendrahtes anzupassen.

Wie verhält sich nun der Eingangswiderstand bei den anderen Bändern?

- Kein Problem - , denn stellt die Antennendrahtlänge jeweils ein Vielfaches der Lambda ½ Drahtlänge der Wellenlänge einer gewählten Betriebsfrequenz dar, so resultiert dies immer in einem hohen Eingangswiderstand des Antennendrahtes.

Bei 21 MHz (15m) ergibt sich hier die sechsfache Lambda ½ Länge. Bei 28 MHz (10m) ist es das achtfache der Lambda ½ Länge. Beim 80m, 40m und 20m-Band verhält sich die Situation sinngemäß. Das bedeutet unser 41,3m langer Antennendraht wird immer einen höheren Eingangswiderstand als 50 Ohm haben, und deshalb eigentlich kein aufwendiges Gegengewicht / Erdnetz benötigen.
„Statische Ströme ableiten“...

Statische Ströme ableiten

Bringt man einen elektrischen Draht in die Höhe so wird er mit steigender Höhe immer mehr statische Energie aufnehmen. Hierbei können sehr große Ströme fließen, insbesondere wenn sich in der Umgebung von wenigen Kilometern unbemerkt Blitze entladen. Aus diesem Grund muß der Antennendraht über einen Ableitwiderstand von mindestens 1 M-Ohm gegen ein Erdnetz geschaltet werden. Als Ersatz für ein Erdnetz kommen aber auch andere Metallkörper in Betracht. Z.B. Eisenbahnschienen, Brückengeländer, Drahtzaun, Wasserleitungsrohre etc. in Frage. Der Möglichkeiten gibt es viele.




Mißachtet man diesen Umstand, so begibt man sich selbst unter Umständen in Lebensgefahr, zumindest jedoch wird man seinen Antennentuner und das Funkgerät “opfern”.

Der Ableitwiderstand verhält sich übrigens gegenüber dem Funkgerät vollkommen neutral. Das heißt es entstehen weder empfangs- noch sendeseitig irgendwelche zu erkennenden Verluste. Das Funkgerät “sieht” den Widerstand quasi nicht. Für Sendeleistungen bis zu 200 W PEP sollte man einen 1 M-Ohm-Widerstand mit mindestens 5 Watt verwenden. Nach all der Theorie nun zur Ausführung. –
Niemals das Funkgerät an den Antennendraht anschließen, oder den Antennendraht berühren bevor der Antennendraht über den Ableitwiderstand geerdet wurde!



„Cody-War-Kite, “König der Kastendrachen”“...

Cody-War-Kite, “König der Kastendrachen”

Als Lufthaken habe ich, wegen seiner legendären Fähigkeiten zum Tragen von Lasten und seiner gutmütigen Flugeigenschaften auch bei Windstärken über 5 Beaufort, einen „Cody“ Kastendrachen mit Topsegel und einer Flügelspannweite von 2,5 m, gewählt. Der Cody Kastendrachen genannt nach seinem Erfinder Samuel Cody, der im Jahr 1901 seinen „Man-Lifter-Kite“ zur Vollendung führte, wurde von den früheren Militärs eingesetzt um in Kriegszeiten Kundschafter in einem Korb in große Höhen zu heben, die dann per Telefon über das Geschehen hinter den feindlichen Linien berichten konnten.

„Killer-Signal-Antenne“...

Killer-Signal-Antenne

Am Fußpunkt der Waage des Drachens, an dem auch das mit mindestens 100 kg belastbare Zugseil befestigt ist, habe ich zur Entlastung des Antennendrahtes z.B. bei plötzlich auftretenden Böen, eine ca. 3 m lange Gummileine befestigt. Am anderen Ende dieser Gummileine ist über ein Porzellan- Isolierei der 41,3 m lange Antennendraht befestigt.

Als Antennendraht habe ich eine hochflexible versilberte Kupfer-Meßlitze mit einem Leiterquerschnitt von 1,5 mm² gewählt.

Das untere Ende des Antennendrahts ist über ein weiters Isolierei zugentlastet am oberen Ende einer ca. 2m langen Teleskopstange, welche senkrecht im Boden verankert ist, befestigt. Von dort mündet es über einen 4 mm Büschelstecker in der Buchse einer mit der Teleskopstange verschraubten Blackbox in welcher sich der Ableitwiderstand und eine Pl-239 Ausgangsbuchse befindet. Über ein RG-58 Koaxialkabel ist der Antennendraht und das Erdnetz über den Antennentuner, einem SG-239 von SGC, mit dem Transceiver, einem ICOM IC-706 MKIIG verbunden.
„Erdnetz und Gegengewicht“...

Erdnetz und Gegengewicht

Das Erdnetz dient also in erster Linie zum Ableiten statischer Ströme und besteht aus 16 Kupferlitzen, mit einem Leiterquerschnitt von 6 mm², (8 x 5 m + 8 x 10 m lang) welche mit Häringen vom Zentrum der Teleskopstange ausgehend, sternförmig auf dem Boden aufgespannt sind. Der Antennentuner und Transceiver sind mit dem Erdnetz und optional mit der Fahrzeugmasse geerdet.


„Fazit“...

Fazit

Die Antenne läßt sich mit Hilfe des Antennentuners problemlos innerhalb weniger Sekunden auf allen Kurzwellenbändern (auch den WARC-Bändern) individuell an die jeweilige Betriebsfrequenz anpassen.



Die einfallenden Signale sind schlicht weg gigantisch. Alles was man zu Hause mit dem 3-Element Beam gewohnt ist zwischen S 5 – S 9 zu empfangen, läßt sich nun mit der „Killer-Signal-Antenne“ mit Signalstärken von weit über S 9++ empfangen.



Innerhalb von 4 Stunden gelangen mir über 30, zum Teil ausgedehnte QSO’s nicht nur mit Stationen der europäischen Nachbarländer sondern auch mehrfach mit Nord- und Südamerika, Asien und Afrika.

Es macht einen riesigen Spaß, CQ, CQ DX de DL6IP / KITE zu rufen und einmal an dem Ende der Welt zu stehen mit dem plötzlich all die anderen OM’s eine Verbindung haben möchten.

Die erhaltenen Rapporte sind ebenfalls durch die Reihe 59, und man könnte an deren Richtigkeit zweifeln, wäre da nicht die Leichtigkeit mit der sich neue Verbindungen aufbauen lassen.

Auf Grund der getätigten QSO’s läßt sich eine Richtwirkung nicht verbindlich nachweisen, obwohl die Tendenz einer Richtwirkung in Windrichtung zu erahnen ist.

Es empfiehlt sich den Drachen auf offenen Feld am besten auf einer Anhöhe fliegen zu lassen, des weiteren ist es hilfreich eine zweite Person dabei zu haben, die beim Aufbau des Drachens und dem Auslegen des Erdnetzes behilflich ist. Drachen, welche zusätzliche Lasten tragen sollen benötigen Windstärken von 3-4 Beaufort (ca. 25 - 30 Km/h) und mehr. Ferner treten diese Windstärken vermehrt in den kälteren Jahreszeiten auf. Es empfiehlt sich deshalb gleich einzuplanen den Funkverkehr in einem geschlossenen Fahrzeug abzuwickeln, es sei den man zählt zu den Spezies der Yeti die bei entsprechenden Windstärken und Temperaturen erst richtig in Fahrt kommen. Bei nächst passender Gelegenheit können Sie meinen Ruf eventuell auf einem der Kurzwellenbänder hören:

CQ, CQ DX de DL6IP / KITE.